Erfurter Studien zur Kunst- und Baugeschichte

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Band 1:
Erfurt im Mittelalter
Neue Beiträge aus Archäologie, Bauforschung und Kunstgeschichte

Rezensionen:

Ulman Weiß in: Die alte Stadt, 1/2005, S. 82-83

Ernst Badstübner in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Heft 66 (Neue Folge 13), Erfurt 2005, S. 234-237

Klaus Baum in: Die Rampensau. Literatur, Kunst und Alltag in Erfurt, Heft 3/2003, S. 21

Philippe Depreux (MHFA) in: Bulletin d’Information de la Mission Historique Française en Allemagne, Librairie Allemande, 40/2004, S. 349


Die alte Stadt, 1/2005, S. 82-83:

Überblickt man die Forschungen zur Erfurter Geschichte der letzten Jahre, fällt zweierlei auf: einmal die Konzentration auf das Mittelalter und, abgeschwächt, auf die Neuzeit, zum andern das Engagement jüngerer, moderne Fragen des Faches aufgreifender und interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler. Besondere Beachtung verdienen ihre Erkenntnisse in der Kunstgeschichte und in der historischen Bauforschung. Letztere erhielt durch die forcierte innerstädtische Bautätigkeit in den 1990er Jahren einen kräftigen Impuls. Dem Rechnung tragend, haben der Bauhistoriker Escherich und die Kunsthistoriker Misch und Müller die „Erfurter Studien zur Kunst- und Baugeschichte“ ins Leben gerufen, deren erster Band hier anzuzeigen ist. Anliegen der „Studien“ ist es, „unmittelbar an den Kunst- und Bauobjekten“ gewonnene Ergebnisse vorzustellen und zwar für den ganzen Thüringer Raum. Der erste Band widmet sich aber Erfurt.

Detlef Wulf untersucht die sich wandelnde „Nutzungsgeschichte eines städtischen Randgebietes“ vom hohen Mittelalter bis in die Neuzeit und weist nach, dass das Areal nahe der Stadtmauer wegen der anfangs schwachen Besiedlung und der natürlichen Windverhältnisse der bevorzugte Arbeitsplatz des mit Feuer umgehenden Glas verarbeitenden Handwerks war.

Elmar Altwasser gelingt die „Erschließung einer Mauer als bauhistorische Quelle“, indem er aus der Analyse der Hauswand die ursprüngliche Gestalt eines dreigeschossigen Hauses aus der Zeit um 1150 und dessen spätere Umbauten rekonstruiert und dabei betont, dass dieses Gebäude nur eines aus einer ganzen Gruppe gleichzeitiger steinerner Großbauten ist.

Christian Misch behandelt in methodisch ansprechender Verknüpfung von bauhistorischen und archivalischen Quellen die „Häuser ‚Zur Engelsburg‘ und ‚Zum Schwarzen Roß“‘ und kann feststellen, dass das bekannte, mit dem Wirken des Humanisten Eobanus Hessus verbundene Gebäude „Zur Engelsburg“ Anfang der 1950er Jahre wegen Baufälligkeit abgerissen wurde und das heute noch stehende, in den ältesten Teilen aus romanischer Zeit stammende Haus „Zum Schwarzen Roß“ fälschlich als „Engelsburg“ bezeichnet wird.

Paul Zalewski befasst sieh in vergleichender Absicht mit den „spätmittelalterlichen Stockwerkfassaden in Erfurt“ und bestätigt, auf Thüringen bezogen, den Befund einer Übergangszone zweier Fachwerklandschaften.

Der in bau-, geistes- und kulturgeschichtlicher Hinsicht herausragenden Predigerkirche sind die drei Beiträge von Thomas Staemmler und Nils Metzler, Sven Raecke sowie Thomas Nitz gewidmet. Während Staemmler und Metzler über die „Untersuchung und Behandlung der Werksteinfassaden“ berichten und Raecke das „Hauptportal der Erfurter Predigerkirche“ im direkten, die privilegierte Position der Dominikaner betonenden Baubezug zum Portal der Stiftskirche St. Marien darstellt, gibt Nitz einen baugeschichtlich und denkmalpflegerisch orientierten Überblick über das „Erfurter Predigerkloster vom 13. bis zum 20. Jahrhundert“ der durch die neuen Erkenntnisse ebenso besticht wie durch den kenntnisreichen Umgang mit den unterschiedlichen Quellen.

Rainer Müller erörtert das Bildprogramm am „Chorgestühl im Dom zu Erfurt“, ohne es indes, wie andere vor ihm, in allen Einzelheiten schlüssig deuten zu können. Kristin Böse betrachtet den nach 1460 entstandenen „Magdalenenteppich aus dem Erfurter UrsuIinenkloster“ als ein Bildzeugnis der Klosterreform, der sich die Magdalenerinnen unterzogen.

Karl-Heinz Meißner versucht mit dem Begriffspaar „Bewahrung und Veränderung“ die Konsequenzen der Reformation für die evangelischen Kirchen aufzuzeigen.

Mark Escherich spürt dem Umgang mit „mittelalterlichen Sakralbauten im Erfurt der NS-Zeit“ nach und stellt die kulturpolitischen Hintergründe heraus.

Udo Hopf beleuchtet mit der Baugeschichte von „Großvargula“ eine der strategisch wichtigen Burgen im Erfurter Landgebiet.

Alle Beiträge des Bandes sind sorgfältig erarbeitet und mit erläuternden Abbildungen und Karten versehen. Sie bieten den derzeitigen Forschungsstand und führen vielfach weit über ihn hinaus.

Ulman Weiß

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Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Heft 66 (Neue Folge 13), Erfurt 2005, S. 234-237:

Drei engagierte Bauforscher, Denkmalpfleger und Kunsthistoriker haben sich zum Ziel gesetzt, „den zahlreichen, seit einigen Jahren in verstärktem Maß entstehenden Forschungsarbeiten und Untersuchungen zu Kunst- und Baudenkmalen des Thüringer Raums ein wissenschaftliches Forum zu bieten (so DIE AUTOREN im Editorial), und der Lukas Verlag in Berlin nutzt die Gelegenheit, seinen recht erfolgreichen Studienreihen eine weitere hinzuzufügen. Der erste Band ist der thüringischen Landeshauptstadt „im Mittelalter“ gewidmet und vereint zwölf Aufsätze von der archäologischen Erforschung hochmittelalterlicher Siedlungskerne über Einzeluntersuchungen an Häusern und Kirchen und die Betrachtung von Werken der bildenden Kunst bis hin zu den Schicksalen der Denkmale in der Neuzeit. Die Beiträge sind chronologisch geordnet und instruktiv bebildert.

Detlef Wulf nennt seinen, den ersten, Beitrag „Zur Nutzungsgeschichte eines städtischen Randgebietes“. Es geht um die aufgrund der Grabungsbedingungen unterschiedlichen Ausgrabungsergebnisse in der Trommsdorffstraße und der Meyfartstraße. Der Autor stellt sechs Hauptnutzungsphasen vom 12. bis zum 19./2O. Jahrhundert fest. Den Grubenhäusern folgen erst im 14. Jahrhundert frühe Steinbauten, vom 15. bis zum 18. Jahrhundert kann von massivem Bauen gesprochen werden, das schließlich von der modernen parzellenübergreifenden Bautätigkeit abgelöst wird. Nach den Abbildungen zu urteilen, scheint die Ausbeute an Sachfunden, Keramik vor allem, ergiebig gewesen zu sein.

Elmar Altwasser steuert seine Entdeckung des romanischen Hauses auf dem Grundstück Michaelisstraße 30 - „Erfurt, Michaelisstraße 30 (Hinterhaus), Bestandsaufnahme und bauhistorische Untersuchung“ - bei, wie von ihm gewohnt mit steingerechtem Aufmaß und daraus entwickelten Bestandszeichnungen. Als Ergebnis kann der Autor die „Rekonstruktion von zwei hochmittelalterlichen Großbauten“ anbieten, die er ebenfalls zeichnerisch darstellt, im Endzustand dreigeschossig massiv mit hölzerner Außentreppe das eine, das andere ein Wandständerbau des 14. Jahrhunderts. Bei der Renaissance-Überformung (1597) blieb davon nur die untersuchte Mauer übrig.

Christian Misch schließt sich mit längeren Ausführungen zu dem mit dem Erfurter Humanistenkreis verbundenen und allgemein unter dem Namen Engelsburg bekannten Gebäudekomplex zwischen Allerheiligen- und Marktstraße an. Er hinterfragt zunächst den bisherigen Forschungsstand einschließlich neuerer Bauuntersuchungen, die von Frank Horny und seitens der TU Berlin unter Leitung von Johannes Cramer durchgeführt wurden, und beschreibt dann ausführlich den erhaltenen Bestand der Gebäude, die heute das Ensemble mit der Unterteilung in Engelsburg-Süd, Engelsburg-Ost und Engelsburg-Nord ausmachen, ursprünglich aber selbständige Anwesen waren. Hervorzuheben ist, dass im Teil Süd ein romanischer Keller des 12. Jahrhunderts festgestellt werden konnte, der einzige in Erfurt bekannte mit einer erhaltenen Holzbalkendecke. Man setzt allerdings Holzbalkendecken in anderen Kellern voraus, die nachweislich später gewölbt worden sind. Dendrochronologische Datierungen ergaben 1156 als Entstehungszeit. Misch geht dann den späteren Bauphasen nach und wiederholt die Betrachtung bei den anderen Gebäuden, wobei im Haus zum Schwarzen Ross abermals eine Besonderheit, nämlich eine Holzstube, festzustellen ist. Holzstuben galten in Thüringen als Seltenheit, sind aber inzwischen häufiger gefunden worden. Instruktive Zeichnungen am Ende des Beitrages unterstützen die Darlegungen.

Auch der anschließende Aufsatz von Paul Zalewski ist einem Bürgerhaus gewidmet. Man sieht der verputzten Fassade des Hauses Futterstraße 17 nicht an, daß sich dahinter ehemals ein Fachwerkhaus verbarg. Zalewski bietet Aufmaß (Claudia Mohn während der letzten Restaurierung) und Rekonstruktionen sowie Vergleiche, mit denen er zu der Schlussfolgerung kommt, dass thüringisches Fachwerk durch fränkische wie harzländische Einflüsse geprägt war. Er schließt mit einem Appell zur „systematischen und flächendeckenden Erfassung“ des schwindenden Bestandes.

Udo Hopf schenkt der Burg Großvargula seine Aufmerksamkeit, deren mittelalterliche Baugeschichte im Zuge der Errichtung eines neuen Seniorenheims archäologisch erforscht werden konnte. Das Gottfried Heinrich Krohne zugeschriebene und fast unverändert erhaltene Amtshaus von ca. 1730 ist jedoch heute das den Ort bestimmende Gebäude.

Es dürfte ein Anliegen der Herausgeber der Studien sein, besonders dem Profanbau, den Ergebnissen der Hausforschung und der Stadtkernarchäologie soviel Raum zu geben, etwa die Hälfte des Bandes. Der Kirchenbau, der gewöhnlich bei der Betrachtung mittelalterlicher Architektur das Schwergewicht bildet, kommt erst an zweiter Stelle in Form von drei Aufsätzen zum Predigerkloster und seiner Kirche zur Sprache. Zunächst stellen Thomas Staemmler und Nils Metzler anhand ihrer Untersuchungen an den Werksteinfassaden der Predigerkirche ein Restaurierungs- und Konservierungskonzept vor. In einem Anhang bieten sie einen Katalog der Steinmetzzeichen, und Sven Raecke steuert spezielle baugeschichtliche Untersuchungsergebnisse zum Westportal bei: Es haben sich Übereinstimmungen mit den Maßen und den Formen des Triangelportals vom Dom ergeben, Figuren an den dafür vorgesehenen Plätzen aber scheint es nicht gegeben zu haben. Den dadurch nahegelegten Schluss, dass das Portal früher als 1360 entstanden sei, zieht der Autor jedoch nicht. Schließlich fügt Thomas Nitz Ausführungen zu den Klostergebäuden hinzu mit dem Ziel, aus den erhaltenen Resten die Rekonstruktion der Gesamtgestalt zu gewinnen.

Die gleichsam nächste Abteilung der Aufsatzsammlung hat die Werke der bildenden Kunst, die zu den Ausstattungen von Erfurter Kirchen des Mittelalters gehören, zum Inhalt. Als erster behandelt Rainer Müller das Chorgestühl des Domes unter ikonologischen Gesichtspunkten. Der Aufsatz geht auf ein umfangreicheres Manuskript zurück, das als Einzelpublikation bisher leider nicht veröffentlicht werden konnte. Um so erfreulicher ist die Aufnahme einer gekürzten Fassung in den vorliegenden Band. Müller hinterfragt vordergründige Bilddeutungen und bietet aus dem Kontext des Gesamtprogramms gewonnene und der Funktion des Gestühls in der Liturgie entsprechende, theologisch vertiefte Interpretationen. Er erkennt eine Hierarchie im Gestühlsaufbau, die der des Domkapitels entspricht, und auch eine Gestaltung, die dem folgt. Die Bildthematik verweist auf der Südseite mit Symbolen, Figuren und Szenen auf die Eucharistie, auf Sündenfall und Erlösung, die auf der Nordseite verweist auf die Todesüberwindung durch Christus und den Lobpreis Gottes. Abschließend betont der Autor in seiner vorsichtigen Diktion aber doch die Ambivalenz mittelalterlicher Bildwelt, die gegensätzliche Deutungen zulässt, und spricht auch der künstlerischen Gestaltung in dem von ihm gesehenen Gesamtzusammenhang die Bedeutung nicht ab, wie es sonst oft geschieht. Einige Abbildungen mehr hätte man sich bei diesem Beitrag allerdings doch gewünscht.

Ähnlich den Gegenstand deutend, geht Kirstin Böse bei der Betrachtung des Magdalenenteppichs aus dem Ursulinenkloster vor. Sie postuliert, dass die Handarbeit im Frauenkloster ein nahezu gottesdienstlicher Vorgang gewesen sei, und liest dann aus dem Bildinhalt die klösterlichen Aufgaben zur Zeit der Entstehung heraus, hier im speziellen Fall die spätmittelalterliche Klosterreform, die sich in Erfurt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vollzog.

Die abschließenden zwei Beiträge des Bandes befassen sich mit neuzeitlichen Schicksalen mittelalterlicher Bauten und Kunst in Erfurt. Karl-Heinz Meißner erörtert Konsequenzen der Reformation für evangelische Kirchbauten, und Mark Escherich zeigt anhand der Beispiele Severikirche, Augustinerkirche und Petersberg, was aus mittelalterlicher, wohl nicht zufällig romanischer Sakralarchitektur während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und im besonderen in der NS-Zeit auch in Erfurt werden sollte. Meißner kommt zu dem Ergebnis, dass die Nutzung mittelalterlichen Kunstguts und baulichen Bestandes durch Protestanten keine größeren Verluste als anderswo bewirkt habe, sondern dass sich „die bewahrende Kraft des Luthertums“ (Johann Michael Fritz) auch hier ausgewirkt hat. Der Beitrag von Mark Escherich gerät zu einem kritischen, beinahe brisant zu nennenden Bericht über Leistungen der Denkmalpflege im 20. Jahrhundert, die ja seit dessen Beginn überzeugt war, mit der Überwindung des Historismus den Zugang zur bau- und kunstgeschichtlichen Wirklichkeit gefunden zu haben, tatsächlich aber im Schlepptau zeitgenössischer und dabei vielfach ideologisch determinierter Geschmacksrichtungen handelte.

Wie immer bei Aufsatzsammlungen gibt es Unterschiede im Aufbau der Texte (vorteilhaft die in der Mehrzahl der Fälle gebotenen Zusammenfassungen) und in den Diktionen. Entscheidend aber ist letztlich der wissenschaftliche Ertrag, der Erkenntnisgewinn und dessen Publikation, die ja gleichzeitig die Funktion einer Dokumentation von oft jahrelanger und nicht immer beachteter Forschungsarbeit hat. So gilt es, den Initiatoren für ihren Mut und ihre Ausdauer zu danken, auch dem Verlag und den Sponsoren, und ihnen für die Fortsetzung der Herausgabe der „Studien“, die ja auch über den rein städtischen Rahmen hinaus ein „Forum“ bilden sollen, Erfolg zu wünschen.

Ernst Badstübner

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Die Rampensau. Literatur, Kunst und Alltag in Erfurt, Heft 3/2003, S. 21:

Mittelalterliches Erfurt - Brandneues Buch zu einem uralten Thema

Es gibt Nachrichten, die lassen einen wieder an das Gute glauben. Die lassen einen vergessen, dass wir in einem armen Land leben. Das öffentliche Bedürfnis nach Kultur ist angeblich nicht mehr zu befriedigen, weil es nicht mehr zu bezahlen sei. Ein mittlerweile vielzitiertes Beispiel ist die Pflege wertvoller historischer Kunst- und Bauwerke. Zwar ist Denkmalpflege unser aller Pflicht (zumindest vor dem Gesetz), immer weniger wollen aber etwas in sie investieren. Allen voran geht der Staat. Auf seiner Suche nach Sparposten ist er schon längst in diesem Terrain fündig geworden. Privatleute und Unternehmen fragen sich seitdem immer öfter, warum sie sich für die gemeinsame Aufgabe engagieren sollen, während sich der Staat klammheimlich zurückzieht. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. So lehrt es zumindest ein jetzt erschienenes Buch, das sich der lokalen Kulturgeschichte Erfurts annimmt und öffentliches und bürgerschaftliche Engagement vereint: DIE AUTOREN und Autoren, die sich - wie das Buch belegt - nicht nur beruflich mit der Bau- und Kunstgeschichte Erfurts beschäftigen, wurden unterstützt von der Kulturförderung des Thüringer Kunstministeriums und vom Erfurter Architekturbüro Hans Herb.

„Erfurt im Mittelalter“ widmet sich einer kulturellen Blütezeit Erfurts, über deren Niveau man nur staunen kann. Im 13. und 14. Jahrhundert gehörte die heutige thüringische Landeshauptstadt nicht nur in die erste Reihe deutscher Großstadtmetropolen, sondern war auch Kunstzentrum von nationalem Rang. Künstlerische und bauliche Zeugen dieser Zeit werden in den zwölf Einzelaufsätzen des Buches vorgestellt. Die Auswahl zeigt dabei ein recht weit gefächertes Spektrum. Es reicht von einer bloßen Mauer (!) im Andreasviertel - die von einem Kunst- und Bauhistoriker zum Sprechen gebracht wird - , über einen neun Quadratmeter großen Bildteppich - an dem im Ursulinenkloster jahrzehntelang gestickt wurde - bis hin zu klassischeren Betrachtungsgegenständen: profane und sakrale Bauwerke. Sie werden von meist völlig neuen Seiten betrachtet, wie z. B. die Predigerkirche oder das Chorgestühl im Dom. Ein wohl über hundert Jahre langer Rattenschwanz von Legenden und Wahrheitsverdrehungen wird in dem Aufsatz über die E-Burg abgeschnitten. Demnach ist die Humanistenstätte in dem berühmten Erkerzimmer an der Kirchhofgasse eine praktikable Erfindung.

DIE AUTOREN öffnen auch ganz neue Töpfe: Themen, von denen man bisher in Erfurt sehr selten etwas vernehmen konnte, wie beispielsweise die Veränderungen an mittelalterlichen Kirchen in der Neuzeit - bis hin zu der reflektierenden Selbsthinterfragung des Buchtitels: Wie mittelalterlich sind Erfurts mittelalterliche Denkmale eigentlich? Das alles zeigt das kritische Bewusstsein, mit dem Herausgeber und Autoren an die Sache gingen. Da lässt es sich gespannt hoffen, was da noch kommen mag. Das Editorial verrät nämlich: Mit dem Band „Erfurt im Mittelalter ...“ ist eine neue Schriftenreihe ins Leben gerufen. Sie soll zukünftig weiteren Untersuchungen zu Kunst- und Baudenkmalen des Thüringer Raumes ein publizistisches Forum bieten - ein unverhoffter Lichtblick in prosaischen Zeiten?

Klaus Baum

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Bulletin d’Information de la Mission Historique Française en Allemagne, Librairie Allemande, 40/2004, S. 349:

Ce premier volume d’une nouvelle collection destinée à mettre en valeur les œuvres architecturales et artistiques de la Thuringe est consacré au patrimoine médiéval d’Erfurt. La première contribution consiste en un rapport préliminaire de fouilles réalisées à l’est du centre-ville et permettant de suivre l’évolution de l’habitat dans cette zone à partir du XIIe s. L’architecture civile est particulièrement bien représentée, avec plusieurs études (illustrées par des photographies et des relevés planimétriques) de maisons remontant, pour certaines, au XIIe s. Par ailleurs, un article présente l’histoire de la fortification élevée au bas Moyen Âge sur une île de l’Unstrut (Großvargula), mentionnée semble-t-il dès le VIIIe s. dans un acte de Fulda. L’architecture religieuse est abordée dans trois travaux concernant l’église des Dominicains (sur les murs extérieurs, le portail et les transformations du bâtiment entre le XIIIe et le XXe s.). Quant au patrimoine artistique religieux, il est représenté par les stalles de la cathédrale (XIVe s.), dont le programme iconographique est analysé en détail, et par la tapisserie de la Madeleine (réalisée entre 1460 et 1480), provenant du couvent des Ursulines. Les deux dernières contributions concernent le destin du patrimoine médiéval d’Erfurt à l’époque moderne et contemporaine : il s’agit, d’une part, d’une analyse de l’incidence de la Réforme sur l’architecture religieuse et, d’autre part, d’un bilan de la politique des autorités nazies à l’égard des églises de cette ville.

Philippe Depreux (MHFA)


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